Beobachtungen

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Jiguruma ni oppishigareshi sumire kana.

Das Haiku ist ein Zeichen für die tiefe japanische Naturliebe. Es entspricht der japanischen Vorstellung, wonach Haiku „die eigentliche Naturdichtung der japanischen Seele“ sei (Toshimitsu Hasumi).



Ich hasse Jetlag! Wenn ich dann mal vernünftig schlafen kann, träume ich den wildesten Scheiß. Jetzt grad zum Beispiel träume ich, das ich von lauter blonden Frauen mit großen Brüsten umgeben bin. Halt warte, das ist gar kein Traum! Ich bin nämlich in Polen auf Biztrip. Das heißt, ich war dort. Letzte Woche. Schön wars.

Es gibt dort tatsächlich noch mehrere vollkommen historische Städte und trotz 2 Weltkriegen, mehreren innereuropäischen Kriegen, zig Aufständen, Kommunismus und reichlich Wodka, konnte Polen sich seine Vergangenheit bewahren. Japan wurde nicht einmal ansatzweise von fremden Truppen eingenommen, noch von seinen Kriegsgegnern nachhaltig verwüstet und trotzdem findet man kaum noch historische Bauten, geschweige denn historische Städte oder Dörfer abseits der typischen „Touristenfallen“. Kyoto? Bis auf ein paar Tempel eine kotzhäßliche Stadt voller Betonbunker. Selbst wenn man an den Sehenswürdigkeiten Fotos macht, muss man den Bildausschnitt bewusst eng halten, wenn man nicht irgendwelche Betonklötze, Lovehotels, Strommasten oder irgendwelche rostigen Wellblechbuden auf den Fotos haben will. Ist alles unsere Schuld! Ja! Schließlich haben wir Westler doch das arme Japan angegriffen. Japan hat sich nur verteidigt.

Eigenartigerweise sind aber in Kyoto gar keine Bomben runtergekommen. Die Amerikaner haben extra eine Ausnahme gemacht und dieses damalige Weltkulturerbe ausgespart und nicht vollkommen ausradiert, wie zum Beispiel Dresden. Trotzdem finden sich in Dresden alle Nase lang historische Bauten. In Kyoto? Nope. Von 1-2 Straßenzügen, die leidlich mit viel Beton für Touristen instand gehalten werden, mal abgesehen, gibt es da nix. Nach Kyoto fährt man morgens hin und abends wieder zurück, weil es einfach keinen Grund gibt, dort über Nacht zu bleiben. Ein paar Stunden reichen und man hat das komplette Kulturgut Japans gesehen. Nach dem 2. Weltkrieg haben die Japaner ihr Kulturerbe, die wunderschöne Stadt Kyoto selbst „zerbombt“ und einen alten Straßenzug nach dem anderen platt gemacht, um Platz für seelenlose Betonklötze wie den neuen Hauptbahnhof zu schaffen.

Man stelle sich mal vor, man steigt z.B. in Florenz aus dem Zug aus und steht plötzlich in einem überdimensionierten Ufo aus Beton und Glas. Vollkommen geschockt draußen angekommen, wird man dann von ein paar ultrabunten Comicstatuen aus Plastik begrüsst die einen kaum von der rot-weißen Hässlichkeit des Kyoto-Tower ablenken können. Um überhaupt ein historisches Gebäude sehen zu können, muss man den Bus oder ein Taxi nehmen. Es gab damals Planungen, den kompletten Bahnhof unterirdisch zu verlegen. Nein, teurer war das nicht. Wohl einfach nur zu „uncool“. Die Bäume um den alten Bahnhof wurden ohne Federlesen abgesägt. Aber dafür gibt es ja jetzt eine Lightshow mit der Kirschblüte oder den verfärbten Herbstblättern im Ufo.

Auf den Dörfern mit einigermaßen historischer Restbebauung sieht es nicht viel besser aus. Da werden riesige Monstren von „Mehrzweckhallen“ in die Reisfelder geknallt um der alternden Landbevölkerung so etwas wie „kulturelle Gemeinschaft“ zu ermöglichen, anstatt die verbauten Riesensummen für die Instandhaltung von historischen Ortskernen zu verwenden. Wenn dann mal Häuser renoviert werden, wird die historische Struktur komplett entfernt und durch Plastik und Rigips ersetzt. Und damit man wenigstens noch was zum Leiden hat, wird keine neuzeitliche Heizung oder Isolierung eingebaut. Man denkt schon seit zig Jahren darüber nach, die Stromleitungen im Untergrund zu verlegen. Macht ja auch Sinn in einem erdbebengefährdetem Land, da herabstürzende Masten oder herunterhängende Kabel eine Riesengefahr darstellen, die auch noch die Evakuierung behindern. Nein, das haben die Japaner immer schon so gemacht, also machen sie es auch weiterhin so. Außerdem kann man mit den Betonmasten richtig gut Geld verdienen. Das viele Bürokraten aus den Behörden für Bau und Konstruktion nach ihrer Pensionierung noch in der Bauwirtschaft landen, macht ein Umdenken fast unmöglich.

Ca. 90% der verbleibenden Landbevölkerung arbeitet in Beschäftigungsmaßnahmen der Bauindustrie und betoniert so langsam aber sicher auch noch den letzten Berghang zu, baut vollkommen unnötige Strassen in die Wälder, in denen kaum Holzwirtschaft betrieben wird, oder kanalisiert jeden noch so kleinen Bachlauf. Während in der restlichen zivilisierten Welt die Flüsse wieder naturalisiert werden, verkauft das Konglomerat aus Yakuza, Bauunternehmen und korrupten Politikern diese Flüsse als große Gefahr, die gebändigt werden muss. Über 90% der japanischen Flüsse sind künstlich eingefasst! Über 40% der japanischen Küste werden von hässlichen Betonklötzen verziert, obwohl man im Westen schon vor Jahren festgestellt hat, das diese Maßnahmen gegen Unterspülungen eben grade die Unterspülungen des Strandes nur noch weiter beschleunigen. Stoppt man das ganze deshalb? Nein. Das waren ja westliche Studien und außerdem haben die Japaner das ja schon immer..........


Wird fortgesetzt........ 

  1. Schön wieder von dir zu lesen! Ich fand die echten alten Gebäude auch jedesmal schöner. Ein paar von den modernen Sachen gefallen mir schon auch. Ansonsten kann ich den Trend zu einfacheren Gebäuden die für mehr Geld verkauft werden auch hier in Deutschland sehen.

    Ich wohne in Nürnberg und die Innenstadt sieht historisch wertvoll aus. Fast alles davon ist allerdings eine Rekonstruktion und vielem sieht man an, dass es nie alt war sondern nur die gleiche Form hat. Damit kombiniert man dann das negative aus der Bauform des Mittelalters mit dem billigsten Putz der Neuzeit. Warum hier so selten modernere Gebäude (außerhalb des Stadtkerns) gewagt werden ist mir ein Rätsel.



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  2. Als Kyoto-Fan kann ich dir da nicht zustimmen. Es gibt so viele wunderschoene Tempel, Parks und Gaerten in Kyoto ... da komme ich immer wieder gern :)

    Der Turm ist allerdings ... meh :D

    Und was die Stromleitungen angeht: Ich habe mal gehoert, dass gerade wegen der Erdbeben unterirdische Leitungen nicht zu empfehlen sind, da die Reparatur viel aufwendiger ist.

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    1. Jaja, Tempel, Gärten, Parks.......
      Da lebt doch niemand! Schau dir doch an wo der typische Kyoto-Yoshi wohnt. Gibt es in Kyoto noch einen gewachsenen historischen Stadtkern? Du warst noch nicht in vielen anderen historisch bedeutenden Städten in der Welt, was? Wenn man schon aus der Hauptstadt, dem politischen und wohl auch kulturellem Zentrum Japans schlappe 500 km fahren muss, nur um ein bisschen Kultur zu sehen, dann kann doch was nicht stimmen. Es hat schon seinen Grund, das selbst ein von Kriegen, Revolutionen und Kommunismus zerfurchtes Land wie Polen deutlich mehr Touristen anzieht als Japan.......
      Zu den Leitungen: Wenns um die Reparaturfreundlichkeit ginge, müsste man eigentlich die deutlich anfälligeren Gas- und Wasserleitungen an die Masten hängen.......

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    2. Servus

      Was wird eigentlich nun als der Hauptgrund angeführt, weswegen die elektrischen Leitungen nicht sukzessive in den Untergrund verbannt werden?

      Ich dachte auch zuerst an die Erdbeben, aber wenn das alles bei den Gas, Wasser, Schxxxe funktioniert, warum dann nicht bei den elektrischen Leitungen. Diese sind doch, auch in den stärkeren Äusführungen, noch wesentlich flexibler als so eine Betonröhre. Die Trafos könnten ja auch weiterhin oberirdisch bleiben.

      EhPaMi

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  3. Ich komme auch aus Nürnberg und bin überglücklich über diese Begebenheit.
    Dass man damals nach dem Krieg nicht unbedingt die Mittel hatte, eine komplett zusammengebombte Altstadt mit hochwertigen Materialien wieder aufzubauen ist ja wohl selbstverständlich. Ich bin sehr froh darüber, dass man sich überhaupt die Mühe gemacht hat zumindest alte Formen (sprich die ursprüngliche Optik einer Altstadt) zu rekonstruieren. In anderen Städten ist das ganz anders gelaufen...

    Welche Art neumodischer Bauten meinst du denn? Den großartigen BusinessTower? Die neue Bibliothek? Kann ich persönlich drauf verzichten...

    Was Japan betrifft:
    @coolio
    Gibt es denn wenigstens Bemühungen soetwas wie einen funktionierenden Denkmalschutz aufzubauen? Also gibt es Gruppen oder Vereine, die sich das als Ziel gesetzt haben?
    Wie ist die Meinung der "Allgemeinbevölkerung" dazu? "Schade, aber ist halt so." oder "Mir doch egal" oder ganz anders?

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    1. @ Myo Die Allgemeinbevoelkerung oder "Yoshiki-Normalverbraucher" macht sich da weiter keine Gedanken. "Ist nicht mein Problem, also geht es mich nichts an" - so die ueberwiegende Meinung (sollte es denn eine solche geben). Und ich muss dem guten Coolio voll zustimmen, habe ich diese ganzen Misstaende in gut 22 Jahren zum Ueberfluss gesehen. Erst in der vergangenen Woche wurde wieder damit angefangen den Fluss bei unserer Schule noch mehr einzubetonieren. Stellt ja eine Gefahr da - koennte ja bei Hochwasser uebertreten .... nur dass es in den letzten 40 Jahren nie dazu gekommen ist. Aber der Bau-Yen muss rollen, also machen wir's so.

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    2. Denkmalschutz? Keinen funktionierenden. Es gibt hier und da lokale Gruppen, die vereinzelt gegen all zu wahnsinnige Projekte ankämpfen, die gehen aber in der Masse unter. Wie schon erwähnt: Auf den Dörfern leben nicht wenige Leute davon, ihre eigene Umgebung einzubetonieren. Fällt das weg, müssen sie wieder aufs Reisfeld........

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  4. Also da muss ich dir heute mal vehement widersprechen.
    Du sagst ja, das trifft auf ganz Japan zu und nimmst Kyoto als Beispiel.
    Ich weiß zwar nicht, warum du jetzt gerade an Kyoto einen Narren gefressen hast, aber ich nehme einfach mal an, dass du in Japan noch nicht viel herumgekommen bist.

    Es gibt sehr wohl viele historische Bauten, wo man auch weit und breit keinen Großstadtdschungel in der Nähe hat. Man muss halt nur wissen, wo man suchen muss.

    Und manche Sachen hat man auch erst in den letzten paar Jahren entdeckt, so z.B. das (vermutlich) älteste Schloss in Japan. Gut, da sind fast nur noch Ruinen übrig, aber immerhin: http://zoomingjapan.com/travel/kinojo-castle/

    Man darf auch nicht vergessen, dass im Gegensatz zu Europa, Japan immer mal wieder von heftigen Erdbeben, Tsunami und Taifunen heimgesucht wurde, die ihr übriges getan haben.

    Dass so viel auf engstem Raum gebaut wird und damit ein alter Tempel plötzlich von Hochhäusern umgeben ist, stimmt schon - zumindest in den Ballungsgebieten. Bei uns auf dem Land sieht das zum Glück noch etwas besser aus. Das einzig hässliche ist da höchstens der "Stadt"kern, aber da lebt eigentlich keiner. Da sind nur die ganzen Geschäfte, Ärzte und Ämter. Sobald man 5 Minuten rausfährt, hat man Natur und kleine, alte Häuser, die auch nicht super dicht aneinander gebaut sind.
    Kann mir aber gut vorstellen, dass sich das in den nächsten Jahrzehnten auch noch ändert.

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    1. Nö, ich bin sicher schon deutlich mehr in Japan rumgekommen, als die meisten Japaner. Und genau wie du habe ich alle Präfekturen Japans und auch viele Inseln durch. Nur: Du fährst zielgerichtet zu den Sehenswürdigkeiten, ich bin oft dort, wo die Japaner arbeiten und leben. Und dort ist es ausnahmslos hässlich. Neben tatsächlich alten Häusern, die leider oft total verkommen aussehen, stehen dann seelenlose Fertighäuser, irgendwelche vergammelten Blechbuden, leerstehende Läden, Lovehotels, bunt blinkende Pachinkobuden, usw. Selbst in Takayama, mit seinen 2-3 traditionellen Strassenzügen (die auch wirklich sehr schön sind), macht man auf dem Weg vom Bahnhof in die Innenstadt am besten die Augen zu so hässlich und verkommen sieht es dort aus. Eine der schöneren Städte ist noch Nagasaki. Lustigerweise sind es dort der Glover Garden, der von einem Ausländer gebaut und nach seinem Tod der Stadt vermacht wurde, oder das europäisch anmutende Händlerviertel mit seinen Kirchen, die den Reiz der Stadt ausmachen. Die eigentlichen Hauptattraktionen, der Peace Park mit seinen eigenartigen Edelstahlfontänen und der Betonklotz von Atomic Museum sind potthässlich.

      Wie du selber sagst, man muss die historischen Bauten suchen. Selbst in der japanischen Kulturhauptstadt Kyoto. Warst du schon mal in Prag, Krakau, Wien, Nürnberg, Aachen, Florenz, London, Rom, Paris, Venedig und wie diese tatsächlich kulturell reichen Städte auch heissen? Dort findest du auf Schritt und Tritt historische Gebäude die älter sind als alles, was du je in Japan zu sehen bekommst.
      Oh, die "Naturkatastrophen". Ja. Italien, Griechenland, Türkei und die Balkanstaaten haben ständig mit verheerenden Erdbeben zu kämpfen. Trotzdem gibt es dort bei weitem mehr und ältere kulturhistorische Bauten als in Japan. Alle großen Städte Europas sind in diversen Kriegen oft mehrfach komplett ausgelöscht worden. London zum Beispiel. Geh dort einfach mal aus dem historischen Bahnhof Londons in die historische Stadtmitte. Und dann versuch das gleiche mal in Kyoto, oder von mir aus in irgendeiner anderen japanischen Großstadt. Na? Dämmerts? Und London war nach dem 2. Weltkrieg platt! Auf Kyoto ist nicht eine einzige Bombe gefallen! Ich will nichts schlecht reden. Nein. Ich wünschte mir ja das Japan mit seiner einzigartigen Tradition und Kultur besser umgeht. Leider ist das selten der Fall. Als ich vor etlichen Jahren das erste Mal nach Tokyo kam, war ich bitter enttäuscht, das ich für die paar "nachgemachten" historischen Gebäude etlich lange Wege durch die ansonsten potthässliche Stadt fahren musste. Natürlich gibt es auf dem Land hier und da Ausnahmen, wie z.B. den wunderschönen Ryokan "ランプの宿", oder vereinzelte authentisch restaurierte Schlösser, aber: Man muss suchen.

      Zu Kinojo: Yup, war da. War ziemlich enttäuschend. Jede europäische Burgruine hat mehr zu bieten. Aber Hauptsache es gibt das "Mt. Kinojo Visitor Center" einen hässlichen Bau aus Beton, ohne jeden Bezug zum Schloss, in dem man sich auf ranzigen Teppichfliesen stehend ansehen kann, wie das Schloss mal ausgesehen hat. Nu ja, wenigstens haben sie ein Gate wieder aufgebaut und das ausnahmsweise auch mal ohne (sichtbaren) Beton und so wie ich es verstanden habe, wollen sie wohl noch mehr Gebäude rekonstruieren.

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    2. Da du gerade so schön die Städte aufzählst. Ich finde Barcelona ist auch eine schöne Stadt. =)
      War längere zeit nicht mehr dort (ca. 10 Jahre her... die Zeit verfliegt 0_o), müsste mal wieder hin.

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    3. Quote:

      "Um überhaupt ein historisches Gebäude sehen zu können, muss man den Bus oder ein Taxi nehmen."

      Da hier ja eh gerade das Hauen und Stechen losgeht :-) Also, ich bin auch vom Bahnhof aus an so nen großen Tempel / Schrein gelaufen, weiß allerdings nicht mehr wie er heisst:
      auf alle Fälle war das zu Fuß echt locker....vom Bahnhof aus einfach in Richtung Norden

      Geo in goole maps:

      34.991051,135.758418

      also doch voll historisch - ätsch :-)
      (wahrscheinlich eh wieder nur "nachgebaut")

      Beste Grüße

      CCK

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    4. Hmm, ich bin generell kein Freund von Kulturrelativismus ... ABER ...

      Zusammengefasst findest du japanische Staedte haesslich und dass es zuwenig sehenswerte Kultur gibt, richtig?

      Was definiert fuer dich Schoenheit und sehenswerte Kultur? Da du hier europaeische Staedte mit ihren historischen Stadtkernen als Beispiel anfuehrst, vermute ich mal, du findest steinerne Prachtbauten und Sakralarchitektur schoen, vielleicht auch noch alte Buergerhaeuser.

      So etwas gibt es in Japan tatsaechlich nicht oft.

      Was sind die Gruende dafuer?

      - Erdbeben. Du hast das einfach so abgetan, aber Erdbeben sind tatsaechlich ein wichtiger Faktor bei der Planung von Gebaeuden in Japan. Speziell musst du auch bedenken, dass die schoenen alten Staedte, von denen du sprichst, eben auch schon vor Jahrhunderten erbaut wurden - eine Zeit, in der die Architektur nicht annaehernd so fortgeschritten war, was Erdbebenfestigkeit angeht wie heute. Der Koelner Dom haette das Beben von 2011 sicher nicht ueberstanden. (Und du willst doch wohl nicht wirklich die Erdbebchen in Griechenland etc. mit den Beben in Japan vergleichen oder?)

      - Erdbeben und Taifune. Der Einfluss von Naturkatastrophen sollte nicht unterschaetzt werden. Sie haben erstens direkten Einfluss indem sie fuer lange Zeit Grossbauten verhindert haben und zweiten auch indirekten Einfluss, indem sie die Einstellung zur Architektur in Japan veraendert haben. Wenn man beim Hausbau (egal ob zurecht oder zu unrecht) davon ausgeht, dass das Haus sowieso einer Naturkatastrophe zum Opfer fallen wird, dann steckt man entsprechend begrenzte Ressourcen in den Bau.

      - Das Wetter spielt ebenfalls eine wichtige Rolle. Japanische Haueser muessen traditionell nicht nur Erdbeben und Taifunen standhalten (oder eben nicht) sondern auch fuer gute Durchlueftung sorgen fuer die heissen schwuelen Sommer. In der Gegenwart spielt das keine so grosse Rolle mehr*, aber bis vor wenigen Jahrzehnten, als es noch keine Klimaanlagen gab, tat es das sehr wohl.
      * Das hat sich nur leider noch nicht in Japan herumgesprochen.

      Zusammengefasst haben eine Reihe von auesseren Faktoren die Architektur und die Einstellungen gegenueber dem, was "ein gutes Haus" in Japan ist, gepraegt.
      Vor diesem Hintergrund ist auch einleuchtend, dass z.B. Ise-Jingu alle 30 Jahre abgerissen und neu aufgebaut wird. Aus japanischer Sicht wird damit die Tradition, oder meinetwegen auch die "Seele" des Schreins bewahrt, auch wenn die eigentlichen Holzbalken gerade erst gefaellt wurden.

      Ich finde "Schoenheit" findet man in Japan einfach an anderen Orten als in Deutschland / Europa. In Japan finde ich sie normalerweise in stillen Zen-Gaerten, liebevoll und akribisch gepflegten Nihon-teien, Dorfmuseen oder einsamen Kleinstschreinen in den Bergen.
      Japanische Innenstaedte sind nicht schoen, da stimme ich dir zu. Dafuer finde ich persoenlich Gaerten, Schreine, Parks in Japan normalerweise schoener. (Parks in Europa sind aber normalerweise praktischer.)

      Ich weiss, dass ich in diesem Blog nicht unbedingt nach Differenziertheit und Fairness suchen muss, aber dieses Thema ist ein klarer Fall von "nicht besser oder schlechter, nur anders", finde ich.

      P.S. In einer Woche geht es auf Geschaeftsreise nach Muenchen und Oesterreich. Mal schauen, ob ich da schoene Innenstaedte sehen kann ;)

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    5. Um dich mal zu zitieren: "Zusammengefasst findest du japanische Staedte haesslich und dass es zuwenig sehenswerte Kultur gibt, richtig?"

      Richtig! Das hast du gut erkannt. Leider hat deine ausschweifende Antwort nur leider gar nichts damit zu tun, was ich im Originaltext eigentlich aussagen wollte. Um Schönheit im Vergleich geht es mir gar nicht. Ich finde historische japanische Architektur schön. Nein, es geht um das schlichte Nichtvorhandensein eben dieser historischen japanischen Architektur. Für ein Volk, das sich hauptsächlich über seine einzigartige Kultur definiert, geben die Japaner einen ziemlichen Scheiß auf eben diese, oder? Die einstmals wunderschöne Innenstadt von Kyoto (um mal beim "Florenz Japans" zu bleiben) wurde ja nicht etwa von den von dir genannten Naturkatastrophen hinweggefegt, sondern von den Einwohnern selber. Von der einstigen Perle Japans sind nur noch ein paar Tempel und Schreine in den Aussenbezirken übriggeblieben. Wo genau kann man denn sehen, wie die Leute in Kyoto vor hunderten von Jahren gelebt haben? In Schreinen und Tempeln? Sind das nicht auch die von dir erwähnten "Pracht- und Sakralbauten? Warum muss man denn alte, gewachsene Viertel komplett plattmachen und dann durch hässliche Betonbauten ersetzen? Und das hört ja an den Stadtgrenzen nicht auf. Schau dir doch mal die Flüsse an. Oder die vielen zubetonierten Ufer und Berghänge. In Japan wird im Jahr 25% mehr Beton vergossen als in den deutlich größeren USA!

      Um verschiedene Architekturstile, Katastrophensicherheit, oder wie du einfacher ausgedrückt hast: "nicht besser oder schlechter, nur anders", ging es mir gar nicht, sondern darum, das die Japaner mit ihrer so oft selbst zitierten Kultur- und Naturliebe eben genau diese ziemlich mit Füßen treten.

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    6. Zumal Loris Argumente technisch auch nicht unbedingt haltbar sind. Man merkt eben, dasser kein Ingenieur ist.
      Der "wunderschöne" Baustil Japans der Moderne ist einfach der gleiche Wellpappemüll wie in den USA, gewürzt mit ein wenig lokaler Mafia.
      Dämmstoffe wiegen so gut wie nichts und architektonische Schönheit kann auch mit Beton erzielt werden. Es ist den Japanern aber, wie der liebe coolio schon schrieb, einfach scheißegal. Was zählt ist: Initialkosten so niedrig wie möglich und vor dem Rest die Augen verschliessen. Selbst oft genug in der Konstruktion von Maschinen und auch beim Bau unseres neuen Bürogebäudes miterlebt und gegen Windmühlen gekämpft.
      Da war im Hausflur die Doppelglasscheibe noch zu teuer, obwohl im Rest des Gebäudes doch schon verbaut.

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    7. Nuja, ganz so anders sieht es auf dem Land, sprich "inaka" auch wieder nicht aus. Wie schon geschrieben, Fluesse und Berge werden zubetoniert (waehrend man in Deutschland schon vor -zig Jahren Wildbachverbauung kannte und Lupinien eingesetzt hat um Erosionsschaeden zu verhindern). Haeuser werden planlos mal auf die Schnelle irgendwo hingebaut ohne grosse Ruecksicht auf das Stadt- (oder Gemeinde)bild. Waelder werden abgeholzt ohne Wiederaufforstung .... und die paar wirklich sehenswerten Touristenorte ..... da kenne ich aus Deutschland und weiteren Laendern etwas anderes. Aber - etwas Neues muss her hier in Japan, je oefter desto besser. Der Yen muss rollen und dafuer wird halt alles (Un-)moegliche getan. Also, dem Coolio voll zustimm!!

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    8. @Big Aal
      He, nun störst du mit deinem Honne aber das Wa hier! Es kann halt nicht jeder eine anerkannt gute Ausbildung haben, mit der man in der ganzen Welt gutes Geld verdienen kann. Ist es in Japan doch oft so, das man Akademiker trifft, die mit ihrer eigentlichen Profession einfach nicht überleben können und schon allein deshalb zur "eierlegenden Wollmilchsau" mutieren und dann nicht von wenig viel Ahnung haben, sondern von viel wenig. Ich lasse mich in Sachen Erdbebensicherheit gern von einem japanischem Kollegen belehren, der den Doc. Ing. in Geologie und Mechanik hat und nun in der Erdbebenforschung arbeitet (an die wir Messinstrumente und Zeugs liefern...). Ich zitiere: "Ja, Erbebensicherheit. Nachdem in Kobe die erdbebensicheren Bauten als erste zusammengebrochen sind, haben wir neue Richtlinien erarbeitet. Leider greifen diese Richtlinien nicht bei den 80% der Bauten, die vor 1996 gebaut worden. Und auch für die nach den neuen Richtlinien erbauten Gebäude kann man eigentlich nur sagen: Ganbarou! Schade das wir nach dem Beben in 2011 keine erdbebensicheren Häuser auf Schäden untersuchen konnten, weil diese leider alle nicht tsunamisicher waren. Und in das erdbebensichere AKW in Fukushima können wir leider auch die nächsten 1000 Jahre nicht hinein." Und da sag noch mal einer, die Japaner kennen keinen Sarkasmus.......

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    9. @CC Kill
      Ja. Wie "historisch" der ist, sieht man ja schon auf der Luftaufnahme. Kleiner Tip: Zur Zeit der Samurai gab es noch keinen Sichtbeton. Wärst du von dort ca. 200 m nach Osten gelatscht, hättest du vor dem nächsten wunderschönen Betongebäude gestanden, mit dem man den Higashi Honganji Tempel sinnvoll ergänzt hat. Immerhin gibt es dort einen relativ urwüchsigen Park. Aber halt! Wenn du den absoluten Natur-Overkill willst, musst du von dort nochmal ca. 200 m nach Osten latschen und du stehst am wunderschönen Kamogawa (Fluss) der in seiner Betoneinfassung gar lieblich durch die nicht vorhandenen Auen plätschert. Und mit ein wenig Glück kannst du sogar eine der historischen Pennerbehausungen in ihrer historischen blauen Farbe sehen.

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    10. :-)
      Witzig (ja, ja, eher traurig ich weiß), aber genau an diese Pennerbehausungen kann ich mich noch erinnern..........
      Greetz. CCK

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    11. ich muss Coolio da vollumfänglich zustimmen. Es fängt an, wenn man in Kyoto aus dem Zug steigt und den Bahnhof sieht - ein einziges Verbrechen. Dann sieht man als nächstes beim rausgehen den Tower.

      Jede Scheissstadt in Japan brauchte offenbar einen Tower in den 60ern. Immer frei nach dem Stil "Unsere Schwänze sind auch lang!". Hauptsache lang - wir können bauen und zeigen es der Welt. Dann die flashenden Getränkeautomaten an den Tempeln...

      Auch ich behaupte, ich bin ziemlich beruflich rumgekommen in Japan während meiner Zeit, und die mit Abstand schönsten Gegenden waren halt absolutes Inaka, wo noch nicht so viel verbaut wurde (werden konnte).

      Man merkt einfach, dass die Industrialisierung in Japan viel zu plötzlich kam, ohne dass man sich in Japan der Wirkungen bewusst werden konnte. Nur ein Beispiel unter vielen: In Japan ist in jeder Wohnung eine ultrafiese Halogenleuchte. So wie bei Mäcces auf dem Klo, so daß man sich nicht spritzt. In DE würde jeder bei sowas durchdrehen. Aber in Japan gibt's halt noch nicht so wirklich lange elektrisches Licht, und wenn man sieht _wie_ dunkel die alten Bauernhäuser waren... das zieht sich halt durch die gesamte Kultur...

      Absolut lesenswert zum Thema: (Utukushii nihon no zanzou von Alex Kerr) Gibt auch eine englische Version, sogar per Kindle-Edition erhältlich

      http://www.amazon.co.jp/%E7%BE%8E%E3%81%97%E3%81%8D%E6%97%A5%E6%9C%AC%E3%81%AE%E6%AE%8B%E5%83%8F-%E6%9C%9D%E6%97%A5%E6%96%87%E5%BA%AB-%E3%82%A2%E3%83%AC%E3%83%83%E3%82%AF%E3%82%B9%E3%83%BB%E3%82%AB%E3%83%BC/dp/4022642408/ref=sr_1_4?ie=UTF8&qid=1385753137&sr=8-4&keywords=alex+kerr

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    12. Yup. Habe sein "Dogs and Demons" seit 8 Jahren im Regal. Ein Standardwerk und zumindest in meinem Fall durchaus meinungsbildend.

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    13. Hab komplett den Überblick verloren bei den ganzen Antworten hier.
      Ich wollte nur sagen, dass ich es gar nicht so schlimm finde, wenn dort wo man arbeitet und zum einkaufen hingeht alles nicht so schön aussieht, solange es woanders viel Natur und tolle Sehenswürdigkeiten vernab von dem ganzen Dreck gibt.

      Ich hasse generell Großstädte - in Deutschland wie auch hier in Japan. Ich verstehe also sehr gut, von was du sprichst. Und in Japan ist es halt leider so, dass es selbst auf dem Land diese hässlichen Ecken gibt.

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    14. Gut, Arbeit ist ein Ding. Obwohl ich es schon begrüße, wenn mein Arbeitsplatz wenigstens ein Minimum an Funktionalität und Aufgeräumtheit bietet. Bei meinen J-Kollegen ist es damit oft nicht allzuweit her. Aber beim Einkaufen, wo ich mein hart verdientes Geld ausgebe, will ich eigentlich keine Beleidigungen für meine eh schon gestressten Augen sehen. Gut das ich gleich die Straße runter eine schöne Einkaufsstraße habe. Aber auch dort darf natürlich ein lauter, wild blinkender Pachinkoschuppen fehlen. Das gelangweilte Volk will ja unterhalten werden. Dagegen ist das fast schon historisch anmutende Lovehotel am Ende der Straße fast schon eine Augenweide. Und die Art der Unterhaltung die dort vollzogen wird, sagt mir auch eher zu.....

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  5. War zwar noch nie in Japan, aber das ist sogar mir aufgefallen. Wie kann man eine Burg rekonstruieren und den kompletten Innenausbau modern, mit Beton und Aufzug ausführen?

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  6. und warum fällt Dir das erst nach soviel Jahren Leben in J auf? Wenn es Dir so missfällt, warum jetzt???

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    1. Ein paar Killerargumente, die in jedem kritischen Gespräch über Japan suftauchen, hatten wir ja schon. Das sehr beliebte Erdbeben, zum Beispiel. Heftige Erdbeben gibt es nämlich NUR in Japan. Ein anderes Killerargument und darauf wolltest du, mein(e) liebe(r) Anonym, sicherlich hinaus: "Wenn in Japan alles so scheiße ist, warum gehst du dann nicht wieder zurück nach Deutschland?" Tja, weil der Anteil an Scheiße in Deutschland, genau wie in jedem anderen Land der Welt, ziemlich genau so hoch ist. Nur halt anders verteilt. Und in Deutschland reissen ja auch genug Deutsche wie auch Ausländer das Maul auf. Worum auch nicht, schliesslich zahlen sie ja Steuern in und für Deutschland. Naja, ein paar auf jeden Fall. Und genau so geht es mir ja auch. Ich zahle hier Steuern, die ja eigentlich zum Wohlergehen des gesamten Landes verwendet werden sollen. Und nicht wenig. Da darf ich ja wohl ein ganz wenig mein Maul aufreissen, wenn es die J's ja selbst kaum machen. Es gibt ja durchaus auch angenehmes in Japan. Das darf aber nicht darüber hinwegtäuschen, das es auch unangenehmes gibt.

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    2. Erdbeben und andere Naturkatastrophen in Japan dürften älter sein als die ältesten nativen Volksstämme. Die Japaner hatten also von Anfang an mit derartigen Einflüssen zu leben und sich darauf einzustellen! Dennoch haben sie es über viele Jahrhunderte verstanden, wunderschöne Prachtbauten zu errichten. Da viele dieser Gebäude auch heute noch stehen, kann man davon Ausgehen, dass die J's schon damals ne ganze Menge von Erdbebensicherheit verstanden
      Ist also kein Argument!

      Weit größeren Einfluss dürften die mafiösen Strukturen sein, die sich vor allem durch das japanische Bauwesen ziehen, wie Hausschwamm, wie auch das weitgehend lemminghafte Verhalten des Großteils der japanischen Bevölkerung.
      Seien wir mal ehrlich. Die japanische Gesellschaft besteht hauptsächlich aus Arbeits-Zombies, die sich nach Feierabend zuschütten, nur damit sie nicht in Gefahr laufen, in nüchternem Zustand erkennen zu müssen, was für ein beschissenes Dasein sie fristen.

      Mangas sind ein recht guter Indikator für das Wesen der japanischen Gesellschaft. Selbst darin sind die meisten Figuren bloß willenlose Mitläufer ohne eigenen Standpunkt oder Meinung.

      Was das Thema Steuern betrifft, habe ich schon lange nicht mehr das Gefühl, diese "für" Deutschland zu zahlen. Ich lasse mir jedes Jahr "Das dusselige Dutzend" (Schwarzbuch vom Bund der Steuerzahler) zukommen. Ich zahle Steuern für einen berliner Flughafen, dessen Mängelliste x-mal so lang ist, wie die Start- und Landebahn, für eine Elbphilharmonie, die vielleicht nicht hässlich aber vollkommen üerflüssig ist und mehr als zehn mal so teuer ausfällt wie ursprünglich geplant, für einen Bahnhof, der wie unzählige weitere überflüssige und sauteure Projekte einzig und allein den Zweck erfüllen, einigen wenigen möchtegern-Politpromis ein Denkmal zu setzen.
      Letzteres ging viel einfacher! Um ein Denkmal zu erhalten, müsste man nur einen Hohlkopf mit Zement ausgießen, und davon gibt es nun wirklich mehr als genug. Ganz gleich ob in Japan, Deutschland oder sonstwo. Wirf mal einen Blick nach Italien, wo das grenzenlose Ego eines einzigen Kaspers das ganze Land in Geiselhaft nimmt.
      Das Geld, das der brave Otto-Normalo erarbeitet, wird nicht etwa für sinnvolle und längst überfällige Projekte wie Straßensanierung verwendet. Es wird mit vollen Händen aus den Fesnstern geschmissen, unter denen sich ausschließlich die VIP's (Very Insidious Person) der Wirtschaft aufhaltern dürfen.

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  7. Naja, ich denke in Japan wurde noch nie für die Ewigkeit gebaut, außer ein paar Burgen vielleicht. Holzhäuser mit Papierschiebetüren halten im Gegensatz zu Fachwerkhäusern nunmal nicht Jahrhunderte. Dass die temporär begrenzte Bauplanung in den Naturgewalten begründet liegt, kann man in historischen Schriften nachlesen.
    Kyoto ist tatsächlich nicht die schönste Stadt, habe mir einen Teil davon erlaufen. Aber sowas wie Nagoya sieht (!) noch hässlicher aus, dafür hat die Stadt auf anderer Seite ihre Qualitäten.

    PS: Wer den Kyoto-Bahnhof nicht mag, der kann beim Finalkampf von "Gamera - Revenge of Iris" auf seine Kosten kommen ;-)

    Gruß - Gojira

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  8. Ich "reise" ab und zu aus Interesse (na gut, in Wahrheit ist es pure Langeweile) per Google Street View recht ausgiebig durch die Wohnviertel Japans. Auch deine Street-Videos fand ich hochinteressant, coolio. (Schade dass es so lange keine neuen mehr gab.)
    Für ein an deutsche Wohnverhältnisse gewohntes Auge ist das das schon... krass. Diese gigantische komplett zugebaute Fläche der Riesenstädte auf der einen Seite und wenn man sich dann in irgendwelche x-beliebigen Straßen zoomt, hat man auf der anderen Seite abertausende dieser "Miniatur-Straßen" in denen Haus an Haus gereit ist. Mauer an Mauer. Manchmal hat man noch ca 30cm "Vorgarten", sonst gar nichts. Dazwischen dann so blühend schöne Spielplätze wie der hier: https://maps.google.de/maps?q=34.991051,135.758418&ll=34.659648,135.557874&spn=0.000002,0.002059&hnear=0x600108a44eb7c16f:0x47f759fd8da7bafd,34.991051,135.758418&gl=de&t=k&z=20&layer=c&cbll=34.659756,135.557621&panoid=yGcYQPKFhQGnXsSJ2LJfwQ&cbp=12,283.08,,0,-3.76

    usw. usf.

    Worauf ich eigentlich hinaus will: In dieser Menschendichte zu überleben ohne wahnsinnig oder depressiv zu werden, kann man doch eigentlich nur, wenn man sich ganz gezielt auf seinen eigenen kleinen Mikrokosmos beschränkt. Also die Welt ausserhalb des Arbeitsplatzes und Wohngebietes komplett ausblendet. (Von einigen an gezielt schöne Orte getätigen Urlaubsreisen mal abgesehen.) Dass dabei dann kein flächendeckendes Interesse an alte Häusern entsteht... Irgendwie ist das nachvollziehbar - wenngleich nicht weniger schade.

    Das ist in Deutschland vielleicht einfach nur deshalb noch nicht so schlimm, weil dort dann doch noch eine ganze Menge Menschen abseits der Großstadt-Ballungszentren lebt und sich somit irgendwie einen Blick für das "ursprüngliche" bewahren kann.

    Ich vermute jetzt nur mal so ins Blaue hinein und auch nicht von oben herab. Ich merk das auch bei mir selber. Im Alltag in der Großstadt wohnend stumpft man irgendwie ab. Wenn ich Tag ein Tag aus nur die paar Meter von Haustür zu U-Bahn und von dort zur Bürotür laufe, abgesehen von ein paar Abstechern zum nächsten Supermarkt - und dann mal wieder rauskomme oder irgendwas in der Altstadt erledigen muss - dann weckt das die Sinne richtig auf. Erst dann kommen überhaupt wieder Gedanken über schön/hässlich/erhaltenswert, etc.
    Der Vergleich bzw die Abwechslung machts irgendwie.
    Und wenn ich mir die Japanischen Städte so anschaue... woher soll denn das kommen?

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    1. Tja, liebe Myo. Damit hast du eigentlich schon meinen nächsten Eintrag vorweggenommen. Aber macht ja nix, ich werde einfach mehr ins Detail gehen. Ich habe sehr viel Zeit darauf verwendet, ein vernünftiges Apartment mit günstiger Verkehrsanbindung und ein bisschen grün drumherum zu finden. Natürlich kostet jeder dieser Punkte extra Geld. Aber das ist es mir wert. So ist z.B. im Hanegi Koen, der nur 5 Minuten Fußweg von meiner Wohnung entfernt ist, ein toller Abenteuerspielplatz mit Seilbahnen, Feuerstelle und Labyrinth (Google Maps: 35.658701,139.656282) auf dem ich oft mit Nao bin. Es gibt schon tolle Ecken in Japan, man muss sie halt nur finden.

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    2. Schon spannend, oder? Ich hab auch schon Stunden damit verbracht.

      Schaut tatsächlich alles sehr eng und winzig aus. Vielleicht wäre es besser, Mehrparteienhäuser in die Höhe zu bauen (so wie das von coolio, nur größer :-P) und dafür ein wenig mehr Grünflächen zu haben.

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    3. Mach ich auch sehr gern, hab quasi sogar mal Geld damit verdient und kenne mich deshalb bestens damit aus. Vielleicht sollte man erstmal damit anfangen, die eh in der Mehrzahl vorhandenen Flachdächer einfach zu begrünen. Ich mein, tut doch keinem weh und ein paar Oojis die sonst nur als Aushilfs- Darth Vader arbeiten können, würden sich über das Instandhalten dieser Anlagen sicher mehr freuen, als über böse Kommentare von genervten Autofahrern.

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